Abwechslung beim Drei-Talsperren-Marathon
18. September, Eibenstock
mh| Nach Abschluss der eigentlichen Wettkampfsaison bleibt genügend Zeit, sich mal links oder rechts vom Triathlon umzusehen. So holten einige von uns das Mountainbike - das Rad mit den dicken Reifen - aus dem Keller, um sich beim Drei-Talsperren-Marathon in Eibenstock auszuprobieren. Neben den üblichen Laufstrecken wurden auch MTB-Runden von 30, 50 oder 100 km Länge angeboten. Auch wenn alles ganz entspannt und eher unter dem Motto "mal-sehen-wie-das-so-ist" lief, sollte es keine touristische Fahrt durch die Wälder des Erzgebirges werden. Dafür sorgte allein schon das anspruchsvolle Profil der Strecken.
Beginnen wir gleich mal mit Johannes Leutholf und der aus TCM-Sicht besten Leistung des Tages. Nachdem er die Saison eher mit Knieproblemen als mit Sport zu tun hatte, war er offensichtlich ziemlich heiß auf das 50 km-Rennen. Im ständigen Wechsel von Auf und Ab trat er dann auch kräftig in die Pedale und nutzte konsequent die Vorteile der sich bildenden Gruppen aus: das ergibt dann schon mal eine ordentliche Geschwindigkeit auf den flachen Streckenabschnitten. Bergan muss dann sowieso wieder jeder für sich allein treten. Dazu noch ein wenig Mut bei den steilen Abfahrten und schon hat man einen 25er (!) Schnitt und ist locker im ersten Viertel des knapp 500 Mann starken Feldes platziert. Klingt viel einfacher als es ist!
Das mussten auch Stefan Pohl, Thomas Baier und Michael Hartung feststellen. Gemeinsam hatten sie sich für die 100 km lange Strecke um die 3 Talsperren Carlsfeld, Sosa und Eibenstock entschieden. Von vornherein war ausgemacht, dass wir das Ziel gemeinsam erreichen. Doch davor steht bekanntermaßen erst einmal der Start. Nur wo der genau war, dass war uns allen Drei nicht ganz klar. Als sich 3 Minuten vor der ausgeschriebenen Startzeit immer noch kein Fahrerfeld an der vermuteten Stelle im Stadion zusammenrottete, kam uns dann doch der Gedanke "hier läuft was schief". Kurze Frage, kurze Antwort und zum Glück nur ein kurzer Weg: der Start war einfach auf der anderen Seite des Sportlerheims. Im Gewühl der anderen sich einrollenden Fahrer war es trotzdem gar nicht so einfach dahin zu gelangen. 22 Sekunden vor dem Startschuss waren wir dann aber doch da. Zwar - wie wir jedenfalls dachten - am Ende des Feldes, aber dann immerhin in Sichtweite des Plakates mit der Aufschrift "START". Das Rennen wurde unmittelbar gestartet, die ersten fuhren los. Nur vor uns tat sich nichts! Was war denn das nun wieder? Ein Blick auf die Startnummern brachte schnell Erleuchtung: die Fahrer der nächsten Startgruppe hatten sich schon aufgestellt. "Mittendrin statt nur dabei" war nun nicht mehr all zu gut. Keiner wollte uns "vermutete Vordrängler" durchlassen und so blieb nur der Straßenrand. Irgendwann hatten wir uns dann aber durchgekämpft und das Abenteuer Mountainbike konnte nun endlich beginnen. Der Rest des knapp 100 Fahrer großen Feldes war inzwischen schon verschwunden. Die leeren Straßen von Eibenstock waren "unsere"!
Nach einem Kilometer änderte sich der Untergrund. Es ging in den Wald und erst einmal hoch. Nicht nur wir hatten die nächste Zeit zu tun, sondern auch einige andere begannen mächtig zu kurbeln. Dies bescherte uns ein Wiedersehen mit dem Ende des Feldes sowie die ersten Überholmanöver. Die Fahrwege im Wald waren aufgrund der vorangegangenen trockenen Witterung gut zu befahren. Die Luft war angenehm klar und die kühlen Temperaturen am Morgen waren angesichts der Anstrengungen beim bergauffahren zu vernachlässigen. Lediglich abwärts spürte man - sofern man keine Mütze und/oder wenig Haare auf dem Kopf hatte - wie der kalte Fahrtwind durch den Helm pfiff. Im Prinzip optimale Bedingungen um sich erst einmal in aller Ruhe einzufahren.
Die Fahrt ging quer durch den Wald in Richtung Carlsfeld und dann über die Staumauer der Talsperre. Kurze Zeit später setzten schon die ersten "Expresszüge" der nach uns gestarteten 50 km-Fahrer zum Überholen an. Kein Wunder, schließlich sollte der Sieger am Ende einen Schnitt jenseits der 30 km/h-Marke haben. Wir überholten jetzt im Prinzip niemanden mehr, obwohl wir so ziemlich am Ende unseres Starterfeldes waren. Diese Tatsache sagt sicherlich einiges über die Qualität des Starterfeldes aus, auch wenn die anderen zumindest bergan mit dem gleichen Wasser kochen. Das wurde auf dem kurzen Stück zwischen Sauschwemme und Auersberg - der Begriff "Rampe" ist hier niemals untertrieben - deutlich. Angesichts des nicht enden wollenden Asphaltbands, das gefühlt da irgendwo vorn bei dem Radarturm in den Wolken verschwand, gab es nur noch 3 Dinge: Kette links, Schniefen und (vor allem) treten nicht vergessen! Hauptsache nicht umkippen! Jeder hatte nun genügend Zeit sich die Frage nach dem "Warum" immer und immer wieder zu stellen. Für die vielen "Cracks" gab die folgende Abfahrt die eindeutige Antwort und auch all diejenigen die vielleicht hier und da etwas mehr am Bremshebel zogen (so wie ich), hatten ihren Spaß. Über ausgewaschene Pfade und Waldwege ging es mit über 60 Sachen talwärts. Wer auf der 100 km-Runde unterwegs war, hatte dieses Vergnügen gleich 2 Mal. Schließlich näherten wir uns dem Auersberg noch einmal von der Seite. 41 km waren damit geschafft und eine kleine Rast samt Erinnerungsfoto fällig.
Die erneute Abfahrt brachte uns der 50 km-Marke schnell nahe. Kurz nach der zweiten Talsperre des Tages in Sosa trafen wir dann auch auf unseren kleinen Anhang. Inzwischen bevölkerten auch die Marathonis unseren Weg. Angesichts der zu überwindenden Anstiege schien das eine noch größere Quälerei und nötigte tiefsten Respekt ab! Die "Eingeborenen" am Wegesrand sagten uns vor die nächsten Kilometer im Vergleich zum bisherigen Verlauf lediglich profiliertes Gelände voraus. Dies verleitete Stefan und Thomas gleich zu Fachgesprächen über die anschließende Reinigung ihrer anfangs blütenweißen Jacken. Allerdings hatten die beiden "Waschmittelphilosophen" offensichtlich dieses kleine süffisante Lächeln der Leute übersehen, welches uns bis zum letzten langen Anstieg bei Kilometer 72 noch die ein oder andere Rampe bescherte. Daraufhin genossen wir gute 20 Kilometer vor dem Ziel noch einmal die Freundlichkeit der Verpflegungsposten und ließen unsere Vorräte für unser letztes Stündchen (radtechnischer Natur) noch einmal auffüllen. Nach 5 Stunden Fahrzeit (oder meinetwegen auch wie es die Ergebnislisten sagen knapp fünfeinhalb) erreichten wir wieder das Stadion in Eibenstock. Das Ziel war im übrigen nicht zu verfehlen!
Entspannte Fahrt mit Belastungsspitzen könnte das Fazit der Tour lauten. Es ist Radfahren, definitiv. Aber dann doch irgendwie anders. Wer, wie ich selbst, nach den anfänglichen Überholmanövern dachte, dass wir uns jetzt einfach mal so bis ins Mittelfeld vortanken würde, der sah sich getäuscht. Das Fahrerfeld war dazu zu gut. Auch wenn es heute nicht darauf ankam, so waren wir doch mit unseren 80er-Plätzen schon über 1 Stunde vom Mittelfeld weg!
Aber darum ging es ja eigentlich auch gar nicht: es hat großen Spaß gemacht und ganz sicher hat uns der Drei-Talsperren-Marathon nicht zum letzten Mal gesehen.